Hintergrundinformation & aktuelle Situation unserer Schulsozialarbeit

An der Schule ist seit 5 Jahren eine Fachkraft für Schulsozialarbeit tätig. Fr. Elke Wölfle, Schulsozialarbeiterin des Diakonischen Werk Emmendingen, ist mittlerweile so in den Schulalltag integriert, dass die Hemmschwelle für Schülerinnen und Schüler, sie in Konflikt- und Krisensituationen um Hilfe zu bitten, immer kleiner geworden ist. Dass Fr. Wölfle täglich im Schulhaus präsent ist, dass sie keine unpersönliche Telefonnummer irgendeines Jugendamtes oder Beratungsstelle ist, dass sie nicht dem Lehrerkollegium angehört oder einer Elternvertretung, eben das macht sie für die Schülerschaft so wertvoll.

Unsere Schulsozialarbeiterin ist täglich für etwa 900 (!) Personen die Ansprechpartnerin in Konflikt- und Krisensituationen. Dafür stehen ihr pro Jahr jedoch nur eine gesicherte 25% Stelle zur Verfügung, das heißt in der Woche 9,75 Stunden. Seit Juni 2008 hat sie durch das Projekt „Gemeinsam sind wir stark!“ eine befristete 50% Stelle.

Bedeutung der Schulsozialarbeit

Es ist mittlerweile unbestritten, welch immense Bedeutung der Schulsozialarbeit zukommt. Auch der Gedanke, dass solch eine Stelle nur an Problemschulen wichtig sei, gehört der Vergangenheit an. An jeder Schule, sei es Grund-, Haupt-, Realschule, Gymnasium, Sonder- oder Berufsschule, gibt es täglich Kinder und Jugendliche, die dieses niederschwellige Angebot benötigen und in Anspruch nehmen. Schulsozialarbeit bedeutet präventive Arbeit und konkrete Hilfe in schwierigen Lebenssituationen. Hier geht es nicht immer nur um Konflikte untereinander, sondern zum Beispiel auch um Unterstützung und Hilfestellung bei plötzlicher schwerer Erkrankung oder Todesfall in der Familie, Trennung der Eltern, Arbeitsverlust der Eltern, die schwierige finanzielle Lage des Elternhauses, Mobbing in der Schule, Ausgrenzung, psychische Belastungen der Schüler, Ende einer Beziehung, Ende der ersten großen Jugendliebe, Schwangerschaft, Suizidgedanken usw.

Tätigkeitsfeld unserer Schulsozialarbeiterin

Die Sozialarbeiterin ist zur Zeit mit einer 50%-Stelle beschäftigt und für die Schülerinnen und Schüler, aber auch für das Lehrerkollegium und die Eltern von Montag bis Freitag in der in der zweiten Vormittagshälfte in der Schule zu sprechen. Diese Präsenzstunden sind stets gut besucht und ausgefüllt. Dazu kommen Elterngespräche, Hausbesuche, Behördenkontakte, persönliche Begleitung von Kindern und Jugendlichen in schwierigen Situationen. Alle dies in nur 20 Wochenstunden unterzubringen, ist kaum möglich.
Wenn man berücksichtigt, dass über 800 Schülerinnen und Schüler unsere Schule besuchen, ist – das Lehrerkollegium hinzugerechnet – unsere Schulsozialarbeiterin die Ansprechpartnerin für ungefähr 900 Personen in Konflikt- und Krisensituationen. Und oft wendet man sich erst dann an sie, wenn „das Kind schon in den Brunnen gefallen ist“. Dass die Entschärfung der Situation und das Finden einer für alle tragbaren Lösung viele Gespräche und Vermittlungen erfordert, kann jeder nachvollziehen.
Dies ist mit 20 Wochenarbeitsstunden definitiv nicht zu bewältigen! Fr. Wölfle verdient den größten Respekt für ihre bisher geleistete Arbeit! Respekt auch dafür, dass sie aus mangelnder Zeit nicht wenige Probleme erstmal stehen lassen muss. Dies persönlich zu tragen, ist alles andere als einfach. Respekt auch für die bisher vielen ehrenamtlich geleisteten Stunden. Denn wer kann schon ein Kind in einer Konflikt- oder Krisensituation einfach auf die nächsten Öffnungszeiten hinweisen und ruhigen Gewissens nach Hause gehen?

Unzureichende und problematische Finanzierung

Der große Wermutstropfen ist die Finanzierung dieser gesellschaftlich wichtigen Stelle. Es gibt in Baden-Württemberg keine gesetzlich gesicherten Gelder für die Schulsozialarbeit, weder vom Land noch von den Kommunen! Die Landesregierung ist aus der Förderung der Schulsozialarbeit nach einer Anschubfinanzierung ausgestiegen. Sie weist darauf hin, dass Schulsozialarbeit kein Bildungsbestandteil sei, sondern Teil der Jugendhilfe und somit sind die Kommunen als Schulträger zuständig. Viele Schulen im Land versuchen dieses Finanzierungsproblem mit äußerst kreativen Ideen zu lösen. Zu denken geben sollte aber auch, dass die beschäftigten Schulsozialarbeiter jedes Jahr auf das Neue hoffen müssen, dass sie überhaupt weiter beschäftigt werden und sie auch nie Planungssicherheit auf eine 25%-, 50%-,75%- oder 100%-Stelle haben.
Die Theodor-Frank-Schule und die Gemeinde Teningen lösten bisher das Problem, indem die Schüler und Schülerinnen des ehemaligen Hauptschulgebäudes ihre Klassenzimmer selber putzen. Da die Klassen jedes Jahr ein neues Klassenzimmer beziehen, trifft dies alle Schüler einmal in ihrer Schulzeit. Durch dieses Eigenengagement wurde vor vier Jahren eine Putzkraftstelle nicht wieder neu besetzt, als die Person in Rente ging. Das frei gewordene Geld wird seither zur Finanzierung einer 25%-Stelle verwendet. Arbeitgeber der Schulsozialarbeiterin ist das Diakonische Werk Emmendingen. Zusätzlich bezuschusste das Diakonische Werk Emmendingen die Stelle. Durch Eigenengagement der Schulsozialarbeiterin gelang es immer wieder (mit Anbieten von klar umschriebenen sozialen Projekten, die sie in ihre Arbeit integrierte) Fördergelder zu erhalten, was aber jedes Mal eine sehr umfassende Projektbeschreibung und Bewerbung bedeutete. So ergab sich für unsere Schule im letzten Jahr eine fast 50%-Stelle, aber eben nicht dauerhaft. Mit dem Projekt „Gemeinsam sind wir stark!“ konnte nun eine jährliche Planungssicherheit der 50%-Stelle erreicht werden. Wunschziel ist und bleibt natürlich die Aufstockung zur 100%-Stelle!!!

Mit dieser kreativen Idee soll weiterhin auf den dringenden und notwendigen Bedarf an Schulsozialarbeit aufmerksam werden. Parallel zum Projekt wird daher intensiv das Gespräch mit den politischen Entscheidungsträgern unserer Gemeinde Teningen gesucht und auch mit Politikern des Landes. Das Projekt „Gemeinsam sind wir stark!“ will den Gesetzgeber nicht von seiner Pflicht entbinden, hier initiativ zu werden, sondern ausdrücklich darauf hinwirken, dass die Schulsozialarbeit insgesamt endlich als Teil des Bildungsauftrags anerkannt wird und damit auch ihre Finanzierung sichergestellt wird!